Region. Das liegt nah: Beim Energieversorger eine Photovoltaikanlage installieren, Strom produzieren und gut. Doch so einfach wollten es sich Yahya Dunia, Niclas Grimm und Carol Wasik nicht machen. Die drei Auszubildenden der EWV Energie- und Wasser-Versorgung GmbH dachten den Ansatz ganz neu. Schließlich gibt es auf dem Dach der Zentrale des Unternehmens in Stolberg schon eine solche Anlage.
Eigenverbrauch im Fokus
„Aber die speist den kompletten Ertrag direkt ins Netz ein“, berichtet Yahya Dunia. „Wir wollten ein Modell konzipieren, das den täglichen Eigenbedarf des Verwaltungsgebäudes abdeckt“, ergänzt sein Kollege Niclas Grimm. Rund 250 Kolleginnen und Kollegen der Azubis arbeiten im Normalbetrieb am Hauptsitz in Stolberg. Das bedeutet eine Menge Strom, die vor allem tagsüber anfallen muss. „Ein Plus für die Solartechnik“, wie Carol Wasik sagt, „so gehen wir ökologisch und ökonomisch sinnvoll mit Ressourcen um“.
Und schon waren die drei mitten in ihrem Beitrag zu den „Energiescouts“ der Industrie- und Handelskammer (IHK) Aachen. Diese berufsübergreifende Qualifizierungsmaßnahme gibt es jährlich im Rahmen der „Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz“ der IHK. Ziel: Energie-Einsparpotenziale in Betrieben erkennen und umsetzen. „Mitmachen konnte bei dem Projekt jeder IHK-Ausbildungsberuf. Für uns als Versorger ist es natürlich umso entscheidender, unsere Auszubildenden bei dieser nachhaltigen Idee zu fördern“, sagt EWV-Geschäftsführer Manfred Schröder.
Die Dachausrichtung muss stimmen
EWV-Ausbilder Ingo Malejka gab grünes Licht und es ging an die Umsetzung. „Da wir selbst Energiedienstleistungen anbieten, konnten wir auf ein gutes internes Netzwerk zurückgreifen“, freut sich Niclas Grimm. Mit Peter Goertz und Franz-Josef Türck-Hövener fanden sie zwei fachlich versierte Kollegen. „Sie gaben uns Tipps zur Dimensionierung und zur Berechnung der benötigten Leistung“, erläutert Carol Wasik. Eine wichtige Voraussetzung für eine gut funktionierende Stromerzeugung per Solarkraft hatten sie auch im Gepäck. „Die Dachausrichtung muss stimmen. Das macht bei der Leistung den entscheidenden Unterschied“, weiß Yahya Dunia. Zwar war die als optimal angesehene Südausrichtung baulich nicht umsetzbar. Aber auch die Ost-West-Ausrichtung macht die künftige, 900 Quadratmeter messende Anlage wirtschaftlich.
Strom mit der EWV-eigenen Anlage erzeugen und direkt vor Ort verbrauchen minimiert nicht nur den CO2-Ausstoß. „Es spart schon mittelfristig richtig Kosten ein“, ergänzt Niclas Grimm. „Legt man den in Deutschland üblichen Strommix mit Erzeugung aus verschiedenen Energiequellen zugrunde, spart man mit dem vorgegebenen Verbrauch gut 50 Tonnen Kohlendioxid ein“, rechnet er. Die fertige Anlage leistet 84 Kilowatt peak, kostet rund 90.000 Euro und wird bald gebaut. „Nach nicht einmal sechs Jahren hat sich die Anlage schon bezahlt gemacht. Und die Lebensdauer beträgt mindestens 25 Jahre“, so Carol Wasik.
Engagement neben der Ausbildung
Ausbilder Ingo Malejka ist stolz auf die detaillierte Ausarbeitung: „Ein fachübergreifendes Projekt ist genau das Richtige, um sich neben der Ausbildung auch mal längerfristig mit einem Thema auseinanderzusetzen. Die drei haben als Team super zusammengearbeitet. Und dass, obwohl alles digital ablief: Meetings, Austausch mit der IHK und die eigentliche Projektarbeit. Alles top geworden.“ Ein Platz auf dem Siegertreppchen beim Wettbewerb war aber leider nicht drin. „Da waren die technischen Ausbildungsberufe klar im Vorteil. Die können dann neue technische Anwendungen zeigen, während wir vorhandene Technik sinnvoll einbinden“, kommentiert Yahya Dunia.
Dass die engagierten EWV-Azubis mit ihrem Projekt die Jury der IHK nicht überzeugen konnten, ist kein Beinbruch. „Man kann nicht immer auf dem Treppchen stehen. Schließlich geht es um die gedanklichen Impulse aus der Arbeit der Azubis, die nun umgesetzt werden“, erklärt Ingo Malejka. Und er freut sich doppelt über den Einsatz des unternehmerischen Nachwuchses. Weil Azubis mit ihrem freiwilligen Engagement bei den Energiescouts dafür gesorgt haben, dass sich auch gedanklich etwas bewegt. „Das ist unbezahlbar. Und es zeigt, dass sich die aktuelle Azubigeneration ganz bewusst mit nachhaltigen Themen auseinandersetzt“, schließt er.