Region. Extrem hohe und schwankende Energiepreise beschäftigen seit Herbst letzten Jahres die Energieversorger in ganz Deutschland. Die aktuellen Entwicklungen rund um die Ukraine verschärfen das Thema erneut. An vielen Stellen spricht man bereits von einer Energiekrise. Die Preise für Strom und Gas steigen – und damit die Sorgen und Ängste vieler Menschen. „Eine neue Umfrage von Verivox hat jetzt ergeben, dass 80 Prozent der Bürger sich Sorgen um ihre nächste Heizkostenabrechnung machen. Das können wir anhand tausender Anrufe pro Woche bestätigen“, so EWV-Vertriebsleiter Christoph Hesse. Er beantwortet die häufigsten Fragen hierzu.
Herr Hesse, warum steigen die Preise für Strom und Gas derart an?
Mit der Frage könnten wir ein ganzes Referat füllen. Ich fasse es mal vereinfacht zusammen: Die Erdgas- und Strompreise an der Börse sind in den vergangenen Monaten auf ein Rekordhoch gestiegen. Hiervon sind alle Energieversorger betroffen. Eine Entspannung der Lage ist vorerst leider nicht in Sicht. Beim Gas liegt das unter anderem daran, dass mehr benötigt wird, als in den letzten Monaten gefördert wurde und darüber hinaus an den politischen Spannungen zwischen der Ukraine und Russland. Einen Großteil seines Gas-Bedarfs bezieht Deutschland aus Russland. Die hohen Preise im Gas-Großhandel beeinflussen auch wieder den Strompreis, da unter anderem Gas benötigt wird, um Strom zu erzeugen. Zudem steigen die Abgaben und Entgelte sowohl bei Strom und Gas. Einige Energieversorger haben deshalb schon die Belieferung eingestellt.
Was müssen die Menschen in unserer Region beachten, wenn sie davon betroffen sind?
Das Wichtigste vorab: Wenn ein Versorger die Belieferung einstellt, heißt das nicht, dass automatisch auch Strom oder Gas abgestellt werden. Für diesen Fall hat der Gesetzgeber vorgesorgt. Die Menschen fallen automatisch in die Grundversorgung. Grundversorger ist immer der Energieanbieter, der die meisten Kunden in meiner Kommune oder Stadt hat.
Und dann wechseln die Menschen am besten in einen anderen Tarif?
Das war vor der Energiekrise mal ein guter Tipp. Heute können wir das nicht mehr pauschal sagen. Als Kunde muss man ganz genau hinschauen. Es gibt Energieversorger, die einen sehr teuren Grundversorgungstarif für Neukunden eingeführt haben. Da sollten man wechseln. Das ist bei der Grundversorgung immer schnell möglich. Doch es gibt auch Anbieter, die ihre Grundversorgung nur leicht erhöht haben. Dazu gehört zum Beispiel die EWV. Bei uns kostet die Kilowattstunde Strom ab dem 1. März 38,88 Cent und der Grundpreis 9,15 Euro pro Monat. Das billigste Angebot, zum Beispiel für Stolberg, liegt tagesaktuell in den Vergleichsportalen im Internet bei 39,76 Cent pro Kilowattstunde und einem Grundpreis von 14,05 € pro Monat. Da würde ein Wechsel nur bei einem sehr hohen Bonus für Neukunden Sinn machen. Hier sollte man aber dringend darauf achten, um welchen Anbieter es sich handelt. Denn bei einem Belieferungsstopp oder einer Insolvenz werden diese Boni oft nicht ausgezahlt.
Gibt es denn bei Ihnen noch günstigere Tarife?
Wie viele andere Energieversorger auch, haben wir im Moment leider keine anderen Produkte, die wir unseren Kunden anbieten können. Das ist eine riesige Herausforderung. Der Preis müsste günstiger sein als unsere Grundversorgung, die bereits knapp kalkuliert ist. Zudem haben unsere Gas- oder Strom-Produkte oft eine Laufzeit von ein oder zwei Jahren. Bei den instabilen Börsenpreisen ist eine Festlegung sehr schwierig. Wir arbeiten gerade intensiv an einer Lösung.
Wie sollen die Menschen langfristig diese hohen Preise bezahlen?
Das ist ein Problem, das auch wir sehen. Vor allem im Bereich Gas sind die Preise enorm gestiegen. Das tut nicht nur Menschen mit einem geringen Einkommen richtig weh. Ein wichtiger Tipp ist hier: Nicht zu lange abwarten. Wenn Sie Sorgen rund um Ihre Energiepreise oder sogar Zahlungsschwierigkeiten haben, melden Sie sich bei uns. Der richtige Abschlag, Hinweise zum Energiesparen oder eine Ratenzahlung können schon viel bewirken. Auch die Bundesregierung wird aktiv. Es wird über einen Heizkostenzuschuss für Geringverdiener und einen Kindersofortzuschlag gesprochen. Zudem soll der CO2-Preis bei den Heizkosten zwischen Mietern und Vermietern aufgeteilt und die EEG-Umlage möglichst rasch abgeschafft werden.